Mentale Belastung durch unerfüllten Kinderwunsch: So schützt du deine Psyche

Unerfüllter Kinderwunsch

Der Wunsch nach einem Kind ist für viele Paare oder Einzelpersonen ein tiefes Herzensanliegen. Die meisten gehen davon aus, dass sie – wie viele andere – problemlos schwanger werden können. Sie setzen die Verhütung ab und warten trotz regelmässigen, ungeschützten Geschlechtsverkehrs vergeblich auf die ersehnten zwei Striche auf dem Schwangerschaftstest.
Die Phase des „Probierens“ kann schnell zu einer emotionalen Belastung werden. Der Geschlechtsverkehr wird zum fixen Termin im Kalender – getaktet nach dem Zyklus der Frau – und verliert an Leichtigkeit, Lust und Spontaneität. Statt Nähe und Romantik dominieren Druck, Anspannung und Unsicherheit. Das belastet nicht nur jeden Einzelnen, sondern auch die Partnerschaft. Oft stellt sich die Frage: Ist es noch normal, dass es nicht funktioniert?

In der Schweiz haben rund 10-15 Prozent der Paare Schwierigkeiten, sich ihren Wunsch nach einem Kind zu erfüllen. Obschon viele Paare mit diesem Thema konfrontiert werden, wird in unserer Gesellschaft selten über dieses Thema gesprochen. Dieses Tabu kann für viele eine zusätzliche Belastung sein.

Ursachen für das Ausbleiben einer Schwangerschaft

Wenn trotz angemessener Wartezeit bzw. Zeit des Probierens keine Schwangerschaft eintritt, können biologische Gründe vorliegen.

  • Bei 30 bis 40 Prozent der betroffenen Paare besteht eine Fruchtbarkeitsstörung bei einem der Partner.
  • Bei etwa 20 Prozent sind beide Partner betroffen.

Die Ursachen sind vielfältig:

  • Eine Chlamydien-Infektion ist eine der häufigsten Gründe – bei Frauen und Männern. Sie wird meist durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen und kann die Fortpflanzungsorgane dauerhaft schädigen.
  • Auch hormonelle Störungen, z. B. aufgrund von Schilddrüsenerkrankungen, können die Fruchtbarkeit beeinträchtigen.
  • Weitere Ursachen können organische Erkrankungen der Fortpflanzungsorgane sein:
    • Bei Frauen sind häufig Gebärmutter, Gebärmutterhals, Eierstöcke oder Eileiter betroffen.
    • Bei Männern können Hoden, Nebenhoden oder die Prostata eine Rolle spielen.

In 10 bis 15 Prozent der Fälle bleibt die Ursache trotz umfassender medizinischer Diagnostik unklar.

Wann zum Arzt oder zur Ärztin bei unerfülltem Kinderwunsch?

Die Empfehlung, medizinischen Rat einzuholen, richtet sich massgeblich nach dem Alter der Frau. Da die Eizellreserven mit zunehmendem Alter abnehmen und die Erfolgsaussichten einer Behandlung steigen, je früher diese beginnt, ist eine zeitgerechte Abklärung entscheidend.

  • Frauen unter 28 Jahren können meist bis zu 1,5 Jahre abwarten, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.
  • Für Frauen zwischen 28 und 32 Jahren wird empfohlen, sich nach etwa einem Jahr ohne eingetretene Schwangerschaft untersuchen zu lassen.
  • Frauen über 32 Jahren sollten bereits nach sechs Monaten ärztlichen Rat einholen.
  • Bei bekannten Vorerkrankungen oder mehreren Fehlgeburten ist ein früherer Arztbesuch ratsam.

Die erste Anlaufstelle für Frauen ist in der Regel die Frauenärztin oder der Frauenarzt. Männer können sich an eine Fachärztin oder einen Facharzt für Urologie bzw. Andrologie wenden. Grundsätzlich ist es sinnvoll, dass beide Partner untersucht werden – denn die Ursachen für eine ausbleibende Schwangerschaft können bei beiden liegen.

Künstliche Befruchtung als Möglichkeit

Wenn eine Schwangerschaft auf natürlichem Weg nicht möglich ist, kann eine künstliche Befruchtung in Betracht gezogen werden. Dabei gibt es unterschiedliche Methoden. Welche im individuellen Fall am besten geeignet ist, wird gemeinsam mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt im persönlichen Gespräch entschieden.

Ungewollte Kinderlosigkeit – ein Weg voller Hoffnung, Zweifel und Emotionen

Wenn der Kinderwunsch über längere Zeit unerfüllt bleibt, sich Rückschläge häufen oder medizinische Herausforderungen dazukommen, kann dies zu einer starken seelischen Belastung führen – vor allem, wenn trotz aller Bemühungen keine Schwangerschaft eintritt. Viele Betroffene erleben in dieser Zeit Gefühle wie Trauer, Enttäuschung, Wut, Schuld oder Scham. Diese Emotionen sind verständlich, können jedoch die psychische Gesundheit stark beeinträchtigen. Stress, Ängste oder depressive Verstimmungen treten nicht selten auf, insbesondere wenn die Belastung über längere Zeit anhält oder eine intensive medizinische Behandlung notwendig wird.
Auch die Partnerschaft kann leiden: Unterschiedliche Verarbeitungsweisen, Druck und emotionale Überforderung können zu Konflikten führen. Phasen der Hoffnung wechseln sich mit Enttäuschungen ab und stellen die Beziehung auf eine harte Probe.

Warum die psychische Gesundheit so wichtig ist

Ein unerfüllter Kinderwunsch wirkt sich nicht nur auf den Körper aus, sondern beeinflusst auch Stimmung, Selbstwertgefühl und Lebensqualität. Wird die mentale Belastung ignoriert, können Erschöpfung, Ängste oder depressive Symptome entstehen – was wiederum kontraproduktiv für die gesamte Situation sein kann. Häufige psychische Belastungsfaktoren sind:

  • Gefühl von Kontrollverlust: Wenn medizinische Abläufe, Fruchtbarkeitstests oder biologische Grenzen den Alltag bestimmen.
  • Scham, Schuld, Versagensängste: Besonders dann, wenn im Umfeld andere schwanger werden oder der Druck von aussen zunimmt.
  • Isolation und Rückzug: Aus Angst vor Unverständnis oder Verurteilung ziehen sich viele Betroffene zurück.
  • Belastung der Partnerschaft: Unterschiedliche Erwartungen, der Umgang mit Hoffnung und Enttäuschung, aber auch finanzielle und medizinische Herausforderungen wirken sich stark auf die Beziehung aus.
  • Wiederholte Verluste: Jeder negative Schwangerschaftstest oder jede Absage von Fachärzten/innen kann die Hoffnung ein Stück mehr schmälern.

Strategien für mehr mentale Stärke

Um den Kreislauf aus Druck, Angst und Traurigkeit zu unterbrechen, ist es wichtig, gezielt auf die psychische Gesundheit zu achten und bewusste Strategien zu entwickeln, die entlasten und stärken.

Tipps zur Entlastung:

  • Gefühle zulassen und teilen: Sprich mit deinem Partner, einer Vertrauensperson oder einer Fachperson. Schon das Aussprechen kann entlastend wirken.
  • Psychologische Begleitung: Eine Therapeutin oder ein Therapeut kann helfen, Emotionen besser zu verstehen und mit dem inneren Druck umzugehen.
  • Coaching bei Kinderwunsch: Spezialisierte Angebote unterstützen bei Entscheidungsprozessen, mentaler Belastung oder mit Methoden wie Entspannungstechniken und Meditation.
  • Austausch mit anderen Betroffenen: Selbsthilfegruppen oder Online-Foren können Halt geben und zeigen, dass man nicht allein ist.
  • Offene Kommunikation in der Partnerschaft: Sprich ehrlich über Wünsche, Erwartungen und Grenzen. So lassen sich viele Konflikte vermeiden.
  • Kraftquellen aktiv nutzen: Pflege deine Hobbys, bewege dich regelmässig und umgib dich mit unterstützenden Menschen. All das stärkt deine Resilienz.

Fazit: Hilfe annehmen ist Stärke

Der Weg zum Wunschkind ist oft kein gerader – er ist geprägt von Hoffnungen, Rückschlägen und schwierigen Entscheidungen. Daher ist es wichtig nicht allein all diese Hürden zu überstehen, sondern sich Hilfe zu holen. In Zug gibt es viele verschieden Anlaufstellen und Angebote, die Hilfe leisten und zum Beispiel einen Austausch organisieren.

Psychische Gesundheit ist zentral. Offen darüber zu sprechen und Hilfe anzunehmen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke. Wer Unterstützung sucht, gewinnt Klarheit, Stabilität und neue Hoffnung – und sorgt dafür, dass Herz und Seele auf diesem Weg nicht verloren gehen.

Hilfe und Beratungsangebote für dich

Name                    Angebot/Themen Kontakt
Omvia Beratung zu Themen wie unerfüllter Kinderwunsch, Fruchtbarkeit, psychologische Unterstützung Tel. 041 711 55 41

www.omvia.ch/kinderwunsch
Triangle Beratung Beratung zu Themen wie Schulden, Krisen, Paar, Familie, Jugend Tel. 041 728 80 75

www.triangle-zug.ch
Psychologische Beratung Beratung zu Themen wie Bewältigung von Krisen, Stress, emotionale Begleitung bei Fehlgeburten Tel. 076 245 71 02

www.dianazimmermann.ch
Psychotherapie diverse Themen www.psychotherapie-zug.ch/therapeutinnen
Luzerner Kantonsspital
(unerfüllter Kinderwunsch)
Angebot für psychologische Begleitung Tel. 041 205 11 11
www.luks.ch/was-wir-behandeln/unerfuellter-kinderwunsch

 

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Referenzen
Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Frauenheilkunde und Geburtshilfe (DGPFG). (2019). Psyche und unerfüllter Kinderwunsch – Einige relevante Aspekte. Gyne, (07), 843–850.
Fertilly. (o. J.). Psychologische Faktoren beim Kinderwunsch. https://www.fertilly.ch
OMVIA. (o. J.). Kinderwunsch. https://www.omvia.ch
Romagna, A. (2023, Mai 12). Was macht ein unerfüllter Kinderwunsch mit der Psyche? Cada Blog. https://cada.com/de/blog/unerfuellter-kinderwunsch-psyche/
Sexuelle Gesundheit Schweiz. (o. J.). Ich werde nicht schwanger. https://www.sexuelle-gesundheit.ch
Schulinfo Zug. (o. J.). Psyche: Hier gibt es Hilfe und Beratung. https://www.schulinfo-zug.ch
Thanscheidt, C. L., Pätsch, P., Rösner, S., Germeyer, A., Krause, M., Kentenich, H., Siercks, I., Häberlin, F., Ehrbar, V., Tschudin, S., Böttcher, B., Toth, B., & Wischmann, T. (2023). Psychische Aspekte bei unerfülltem Kinderwunsch – Ergebnisse einer Akteur-Partner-Interdependenz-Analyse. Geburtshilfe und Frauenheilkunde, 83(7), 843–850. https://doi.org/10.1055/a-2041-2831

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