Ich liebe – also bin ich: Der Mensch zwischen Familie, Liebe und Freundschaft

Beziehungen

«Die Freunde, die man um vier Uhr morgens anrufen kann, die zählen.»
– Marlene Dietrich –


Zwischenmenschliche Beziehungen sind für uns Menschen von elementarer Bedeutung. Wenn es uns nicht gut geht, uns etwas passiert ist, wir einen Ratschlag brauchen – oder wir einfach mal über Gott und die Welt reden wollen, wenden wir uns meistens an vertraute Bezugspersonen. Dies können die Eltern, Freunde oder Freundinnen oder aber auch Lebenspartner oder -partnerin sein. An wen denkst du gerade?
In diesem Beitrag widmen wir uns ganz dem Thema «Familie, Freundschaft und Liebe» und decken auf, warum soziale Bindungen für uns Menschen so wichtig sind.

Der Mensch – das soziale Wesen

Der Mensch ist ein soziales Wesen. Familiäre Bindungen haben schon vor langer Zeit evolutionsbiologisch für unser Fortbestehen und überleben gesorgt. Unsere Familie und die Umstände, wie wir aufwachsen prägen uns nachhaltig und geben uns Wertehaltungen und Verhaltensweisen vor – oder eben auch, was Liebe ist. Dies hat folglich auch Einfluss darauf, wie wir uns schlussendlich freundschaftlich binden und wie wir überhaupt lieben. Unsere Eltern leben uns das Bindungsverhalten vor, sowohl beim Umgang mit Kindern wie auch mit sich selbst als Paar. Die Familie und die Art und Weise, wie wir gross wurden, spielt dabei also massgebend eine Rolle.

Was ist Liebe?

Was bedeutet Liebe überhaupt? Ein weiter Begriff, der auf unterschiedliche Weise verstanden und gelebt wird. Generell umfasst der Begriff Zuwendung, Fürsorglichkeit, Verständnis, sich zuhören und sich kümmern. Ebenfalls gehören ein Geben und ein Nehmen dazu. Wir unterstützen unsere Liebsten, wissen aber auch, dass wir etwas zurückerhalten, sollten wir Unterstützung brauchen. Wie würdest du in deinen eigenen Worten den Begriff Liebe erklären? Egal ob für immer – oder nicht: Qualitativ gute Beziehungen zu Freunden oder Freundinnen, Partnern oder Partnerin oder auch zu der Familie steigern nicht nur die Lebenszufriedenheit, sie wirken sich auch positiv auf unsere Gesundheit aus. Durch diese Bindungen fühlen wir uns beispielsweise weniger einsam und haben das Gefühl, dazuzugehören. Genau dieses Gefühl (auch «need to belong» genannt) ist ebenfalls evolutionär begründet: Menschen waren immer von anderen abhängig, um so die Überlebenschancen zu verbessern. Wir haben tief in uns also eine elementare und angeborene Motivation, positive und stabile Bindungen zu anderen zu knüpfen.

Wie du siehst, sind wir von Natur aus Wesen, die zwischenmenschliche Beziehungen brauchen. Wie aber wählen wir unsere Freundinnen, Freunde, Partner und Partnerinnen aus? Im Gegensatz zur Familie – in die wir hineingeboren werden – können wir in der Regel selbstbestimmt wählen, mit wem wir eine Freundschaft oder Liebesbeziehung eingehen. Hast du dich auch schon mal gefragt, weshalb gerade XY dein bester Freund, deine beste Freundin geworden ist? Oder weshalb du immer den ähnlichen Typ Mensch als Partner/Partnerin wählst?

Gleich und gleich gesellt sich gern – oder Gegensätze ziehen sich an?

Beides sind bekannte Sprichwörter, aber was steckt eigentlich wirklich dahinter? Spielt die Ähnlichkeit für zwischenmenschliche Beziehungen eine Rolle? Wissenschaftlich gesehen lässt sich die Frage mit dem Ähnlichkeits-Anziehungs-Effekt (similarity-attraction effect) erklären. Das heisst kurz gesagt: Wir mögen diejenigen, die uns ähnlich sind. Das kann die Meinung, Persönlichkeit, Interessen oder Erfahrungen betreffen. Aber warum ist uns Ähnlichkeit wichtig? Die Frage kann in verschiedenen Hinsichten beantwortet werden. Wenn uns jemand ähnlich ist und die gleiche Überzeugung und Meinung vertritt, hat dies für uns eine belohnende Wirkung. Ausserdem fühlen wir uns besser verstanden und akzeptiert. Entdecken wir bei unserem Gegenüber Ähnlichkeiten, empfinden wir das als sympathisch, was wiederum dazu führt, weitere Ähnlichkeiten zu entdecken. Sind wir jemandem sehr unähnlich und entdecken wenig Gemeinsamkeiten, heisst das wissenschaftlich gesehen nicht per se etwas Negatives. Solche Beziehungen werden oft als «Abenteuer» angesehen, sind jedoch schwerer aufrechtzuerhalten.


«Die Geschichte prägt nur einen Moment, die Liebe dagegen ein ganzes Leben.»
− Unbekannt −

 

Fazit

So viel zu den wissenschaftlichen Facts. Wie wir unsere zwischenmenschlichen Beziehungen, egal ob freundschaftlich, romantisch oder familiär, pflegen, ist von Mensch zu Mensch ganz unterschiedlich. Das muss also nicht heissen, nur weil der Mensch ein soziales Wesen ist, ist man glücklicher, je mehr Freundschaften man pflegt, oder nur wer in einer Beziehung ist, ist glücklicher wie andere. Die gesundheitlichen Effekte können bereits bei einem kleinen Freundeskreis bemerkbar werden. Möchtest du noch mehr spezifischeres über das Thema «Freundschaft» erfahren? Dann ist dieser Beitrag genau der Richtige!

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Referenzen:
Byrne D. (1971) The attraction paradigm. Academic Press.
Universität Bern (2023). Was ist Liebe? uniFokus 3(2). 50.

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