Frisch gebackene Eltern – Eine Herausforderung für die Beziehung

Frisch gebackene Eltern

Eine eigne Familie zu gründen, ist für viele etwas Schönes und ein grosser Wunsch. Teilst du diesen Wunsch? Oder hast du bereits Kinder oder möchtest du lieber keine eigenen Kinder haben?
So unterschiedlich der Kinderwunsch ist so unterschiedlich setzen sich Personen mit dem Thema der Familienplanung auseinander. Während der Schwangerschaft bereiten sich viele werdende Eltern auf die bevorstehende Geburt vor. An die Zeit nach der Geburt wird nicht so oft gedacht. Was kann denn schon schief gehen, wenn das Baby gesund auf die Welt gekommen ist? Trotz vielen wunderbaren, einzigartigen und schönen Momenten kann gerade auch die Zeit nach der Geburt extrem stressreich und chaotisch sein und damit manch frisch gebackene Eltern immer wieder zur Verzweiflung bringen. Genau deshalb ist es lohnenswert, sich nicht nur auf die Geburt, sondern auch auf die Zeit danach vorzubereiten.

Herausforderungen nach der Geburt?

Die Geburt eines Kindes, vor allem des ersten Kindes, verändert vieles. Das bisherige Leben wird regelrecht auf den Kopf gestellt. Und dies in sehr kurzer Zeit. Das Neugeborene beansprucht in den ersten paar Wochen beide Elternteile vollständig und es bleibt kaum Zeit für sich selbst oder für die Paarbeziehung. Frisch gebackene Eltern werden also mit einigen neuen Herausforderungen konfrontiert. Welche Rolle nehme ich in der Familie ein? Was sind meine Aufgaben? Wie erfülle ich meine neuen Erwartungen und was erwarte ich überhaupt? Es benötigt Zeit sich in den neuen Rollen zurechtzufinden und sich selbst und gegenseitig darin kennenzulernen. Nicht selten fühlen sich junge Eltern in ihrer aktuellen Situation unsicher. Zur Veränderung des Alltags, der eignen Rolle und der Unsicherheit gesellt sich häufig ein enormer Schlafmangel dazu. Zeit für Erholung wäre dringend nötig, kommt aber viel zu kurz. Zudem können die Erwartungen an sich selbst und/oder an die Partnerin oder den Partner sehr hoch sein. Man meint auf Anhieb immer alles richtig machen zu müssen. Du kannst dir vorstellen, dass dies zu einer grossen Anspannung und viel Stress führen kann. Manchmal kommt hinzu, dass Personen aus dem Umfeld ungefragt Ratschläge äussern und vieles besser wissen. Diesist zweifellos gut gemeint, doch meist nicht hilfreich für die Eltern.

 

«Eltern sollten für Kinder zwar wie ein Leuchtturm sein, aber nicht perfekt und fehlerfrei.»
- Jesper Juul -

 

Über die Herausforderungen nach der Geburt oder das Gefühl der Überforderung, wird nicht gerne gesprochen. In unserer Gesellschaft scheint das Thema regelrecht tabu zu sein. Sich nicht verstanden zu fühlen, sich in dieser Situation allein zu fühlen, kann eine grosse Hilflosigkeit auslösen. Dieser gilt es entgegenzuwirken, indem man darüber spricht und sich bei Bedarf professionelle Hilfe holt. Am Ende dieses Beitrags findest du tolle Beratungs- und Anlaufstellen.

Was passiert mit der Paarbeziehung nach der Geburt?

Die neue Situation mit den vielen Herausforderungen kann Krisen in der Beziehung der Eltern hervorrufen. Es kann vorkommen, dass die Beziehung immer wieder auf die Probe gestellt wird. Einige Studien zeigen, dass sich die Beziehungszufriedenheit nach der Geburt für einige Wochen, manchmal gar für einige Monate, verschlechtern kann. Dieser Umstand sollte ernst genommen werden, denn es kann bei jedem Paar eintreten und hat Auswirkungen auf die Gesundheit der Eltern und auf das Wohlergehen des Kindes.
Viele Eltern wollen nur das Beste für ihr Neugeborenes und fokussieren ihre gesamte Energie auf das Baby. Dabei vergessen sie, dass eine gute Partnerschaft für das Kind genauso wichtig ist. Deshalb ist es von grosser Bedeutung, dass sich Mütter und Väter immer wieder bewusst machen, dass sie nicht nur Eltern, sondern auch ein Paar sind.

Was kann ich für meine Beziehung tun?

Was hast du mit deiner Partnerin / deinem Partner vor der Geburt gemacht? Wo liegen eure gemeinsamen Interessen? Was macht euch Spass? Versucht, trotz Baby, Zeit für euch zu nehmen. Das muss nicht wahnsinnig viel sein. Nehmt euch beispielsweise jeden Tag bewusst ein paar Minuten Zeit füreinander. Tauscht euch aus, hört einander zu. Wenn das Baby schläft, nutzt die Zeit nicht nur für euren Haushalt oder sonstige «To Do’s», sondern auch für einen Moment der Zweisamkeit. Falls sich die Idee der täglichen gemeinsamen Zeit nicht eignet, wie wäre es mit einer wöchentlichen Verabredung? Ein gemeinsames Abendessen, ein Kinobesuch, ein Spaziergang… Damit dies möglich ist, darf man ab und zu auch Unterstützung aus dem Umfeld anzunehmen. Äussert euer Bedürfnis. Ihr seid keine schlechten Eltern, wenn ihr euch gelegentlich Zeit für euch nehmt.

Vergiss nicht: Nimm dir auch mal Zeit nur für dich selbst. Auch die Beziehung zu dir solltest du immer wieder pflegen. Und gib dir und deiner Partnerin / deinem Partner genügend Zeit, damit ihr euch an das neue Leben als Familie gewöhnen und euren Weg finden könnt.

Wo finde ich Informationen, Hilfe und Unterstützung?

Viele Informationen rund um die Themen Kinderwunsch, Schwangerschaft, Geburt, Baby & Kind findest du auf Swissmom.

 

 

 

 

Referenzen
Gingras, A. S., Lessard, I., Mallette, F., Brassard, A., Bernier‐Jarry, A., Gosselin, P., & de Pierrepont, C. (2020). Couple adaptation to the birth of a child: the roles of attachment and perfectionism. Journal of Marital and Family Therapy, 47(3), 581-594. https://doi.org/10.1111/jmft.12453
Mitnick, D. M., Heyman, R. E., & Smith Slep, A. M. (2009). Changes in relationship satisfaction across the transition to parenthood: a meta-analysis. Journal of Family Psychology, 23(6), 848-852. https://doi.org/10.1037/a0017004
Swissmom. (o.D.). Vater und Mutter sind im¬mer noch ein Paar. https://www.swissmom.ch/de/wochenbett/neue-beziehungen-in-der-familie/vater-und-mutter-sind-immer-noch-ein-paar-10110

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